Traditionen

Traditionen

Ich hatte die Ehre, an der Bundesfeier auf dem Dorfplatz in Gelterkinden die Festansprache halten zu dürfen. Gelterkinden kann zurückschauen auf 1. August-Feiern, bei denen die Rednerinnen und Redner wie Baschi, Ira May und Sarah-Jane etwas Glamour auf den Gelterkinder Dorfplatz zauberten. Nach so einer Serie hatte ich es da etwas schwerer. Als gewöhnlicher Gemeindepräsident ist da der Glamourfaktor sicher wesentlich bescheidener oder sogar nicht existent.

Aber vielleicht passt ja dieser fehlende Glamour gar nicht so schlecht zu einer Bundesfeier. Unser Nationalfeiertag, der 1. August, bringt uns jährlich dazu, über unsere Schweizer Tradition nachzudenken. Es ist Tradition, dass quer durch die Schweiz in vielen Gemeinden auf vielfältige Weise Bundesfeiern stattfinden. Es gibt aber auch Traditionen, von denen wir nicht mehr genau wissen, warum und wann sie sich als Tradition etabliert haben. Wenn wir genauer hinschauen, sehen wir auch, dass Dinge, die wir seit Jahren als Tradition gleich machen, nach Jahren trotzdem sehr viel anders sind als am Ursprung.

Schweizer Traditionen

Mit Traditionen müssen oder dürfen wir uns überall dort auseinandersetzen, wo wir als Menschen, als Gesellschaft miteinander unterwegs sind. In der Familie, im Verein, am Arbeitsplatz, aber auch als Dorf oder als Land. Wir feierten am letzten Wochenende unsere Schweiz, unseren Schweizer Bundesstaat, unsere Schweizer Tradition. Wir sind stolz und dankbar dafür, dass es uns und all den Generationen vor uns gelungen ist, über all die Jahrhunderte und über verschiedene kriegerische Klippen hinweg ein funktionierendes Schweizer Staatswesen zu formen. Wir sind froh und stolz auf unsere Demokratie. Vieles, was diese Tradition ausmacht, ist in unserer Verfassung, den Gesetzen und Verordnungen, in Reglementen usw. festgehalten.

Starre Traditionen

Vieles aber auch, was unsere Schweizer Tradition ausmacht und was unserer Schweiz, unserem Baselbiet unseren Dörfern ein Gesicht und auch eine Seele gibt, findet sich in keinem Gesetz und keinem Reglement festgeschrieben. Damit wir uns in unserem gesellschaftlichen Miteinander auf unsere demokratische Tradition und auch auf unsere humanitäre Tradition berufen können, braucht es von jedem Einzelnen von uns immer wieder tagtägliche Entscheidungen, wie wir miteinander umgehen wollen und wie wir unser Miteinander gestalten. Traditionen müssen aber auch immer wieder hinterfragt werden. Das erlebe ich auch stark in der Familie mit erwachsenen Kindern. Eigene Familientraditionen stossen über die Partnerinnen und Partner der eigenen Kinder auf andere Familientraditionen. Feste müssen plötzlich anders miteinander gefeiert werden. Neue Traditionen entstehen.

Traditionen weiterentwickeln

Ich wünsche uns allen, dass wir uns auch nach der Bundesfeier an unserer Schweizer Tradition freuen können, dass wir auch darauf stolz sein können. Ich wünsche uns aber auch, dass wir die Offenheit haben, unsere Traditionen weiterzuentwickeln, wo Veränderungen nötig sind.

 

Peter Gröflin, Gemeindepräsident Gelterkinden