Gut gemeint, nicht gewünscht

Gut gemeint, nicht gewünscht

Die Birsfelder EVP möchte etwas Gutes fürs lokale Gewerbe tun. Sie findet, Behördenmitglieder sollen einen Teil ihrer finanziellen Entschädigung in Form von Gutscheinen für Birsfelder Läden erhalten.

Einen entsprechenden Vorstoss wird sie an der Gemeindeversammlung einreichen. Man wolle «in Birsfelden mit seiner Grenzlage und dem Einkaufstourismus über die Grenze einen kleinen, aber symbolträchtigen Beitrag zum Erhalt von Einkaufsmöglichkeiten und Arbeitsplätzen in unserem Birsfelden leisten», heisst es im Vorstoss. 

«Unser Gewerbe leidet», erklärt André Fritz, Co-Präsident der EVP Muttenz-Birsfelden. «Politiker sollten Vorbilder sein und nicht ins benachbarte Ausland einkaufen gehen.» Das Geld sei ja nicht verloren, man müsse es nur in Birsfelden ausgeben. Wie genau die Massnahme umgesetzt werden soll, darüber habe sich die Partei noch kaum Gedanken gemacht. «Wir denken an etwa 20 Prozent der Entschädigungen in Form von Bons.» Nimmt man schon nur die Gemeinderäte, die 2017 insgesamt über 200000 Franken erhielten, kommt fürs Gewerbe ein Zustupf von 40000 Franken zusammen. Hinzu kämen die Entschädigungen für Kommissionsmitglieder. 

Trotzdem kann Christoph Bollinger, Kassier des Gewerbevereins Birsfelden, mit der Idee wenig anfangen. «Das bringt überhaupt nichts», sagt er. «Niemand will so was, der Aufwand wäre viel zu gross.» Zur Zeit kennt Birsfelden nämlich keine Gewerbegutscheine. Bis vor drei Jahren gab es welche, sie wurden kaum nachgefragt, die Abrechnung war umständlich.


Jetzt würde sich die Frage stellen, welche Läden überhaupt mitmachen würden. Bollinger erinnert daran, dass die Läden an der Hauptstrasse in letzter Zeit wenig gemeinsames Engagement gezeigt hätten, etwa für eine Weihnachtsbeleuchtung. «Die Läden dort sind nicht organisiert», sagt er. «Viele scheuen sogar die 150 Franken Jahresbeitrag, um bei uns im Verein Mitglied zu sein.» Fritz räumt ein, den Vorstoss nicht mit dem Birsfelder Gewerbe besprochen zu haben. Auf die Idee sei die Partei über EVP-Kollegen aus dem Kanton Bern gekommen. Dort sind in einige Gemeinden Vorstösse hängig, wie ihn die Birsfelder EVP plant, zum Beispiel in Moutier.

Am weitesten ist die Gemeinde Tramelan im Berner Jura. Dort hat das Ortsparlament Ende Februar einstimmig eine Massnahme beschlossen, wie sie die Birsfelder EVP wünscht. Noch nicht bestimmt ist dort allerdings, welcher Prozentsatz der Entschädigungen als Bons abgegeben werden soll.

Im Baselbiet ist die Idee der Birsfelder EVP neu. Man wolle in diversen Gemeinden Vorstösse lancieren, kündet Fritz an, demnächst in Liestal. Die Baselbieter Wirtschaftskammer hält die Idee dahinter grundsätzlich für gut. «Die Massnahme kann ein starkes ein Zeichen gegen den Einkaufstourismus sein, beziehungsweise für die Solidarität der Gemeinde mit den ansässigen KMU», heisst es auf Anfrage. Sie weist aber auch auf die grösste Hürde hin: «Wie sich das in der Praxis umsetzen lässt, wäre im Detail zu klären.»

 

Bericht in der BZ