Neue Rezeptur

Neue Rezeptur

Sanierung Gotthard‑Strassentunnel

Andrea Heger, Landrätin EVP, Hölstein

Immer wieder prangert dieser Zusatz auf den Produkten in den Lebensmittelläden. Ich gehe davon aus, dass damit die Aufmerksamkeit einer neuen Kundengruppe angesprochen werden soll. Für sie wird mit ‚neu’ ein Köder ausgelegt. Zudem sollen wohl bisherige und Wechselkonsumenten mit Neuigkeiten bei der Stange gehalten werden.

Angesichts dieser Aspekte habe ich mich dazu entschieden, wie ursprünglich vorgesehen die zweite Gotthardröhre in der „Carte blanche“ aufzugreifen. Dies, obwohl meine Fraktionskollegin Florence Brenzikofer vorletzte Woche bereits darüber berichtet hat. Folgend also meine Mixtur mit teils bekannten Zutaten, aber in neuem Mischverhältnis und anders gewürzt. Aufgrund der Zeichenbeschränkung picke ich vier gewichtige Zutaten meines Abstimmungsrezeptes heraus und greife auf, welche jetzigen Missstände wir eigentlich beheben wollen.

Stauproblem: Befürworter der 2. Gotthardröhre argumentieren teilweise, dass damit der Stau behoben werden könne. Laut der Vorlage und jetzigen Gesetzen sollen aber auch in Zukunft nur zwei Fahrspuren durch den Gotthard führen, folglich müsste die Kapazität gleich bleiben. Einer muss hier also Unwahres erzählen...  Mit der konsequenten Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schienen könnten wir rund einen Drittel des Staus senken. 80% der durch die Alpen gefahrenen Güter sind Transitwaren, nur 10% Binnenverkehr zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin. Mit der Eröffnung des NEAT-Basistunnels diesen Sommer und dem beschlossenen Ausbau auf 4m-Korridore schaffen wir mehr als benötigte freie Kapazitäten.

Sicherheit: Ein hohes Gut, dass wir stets weiter verbessern sollten. Dank vieler Anstrengungen konnten die Unfälle von beinahe 70 im Jahre 1995 laufend gesenkt werden. Seit 2002 sind es jährlich etwa zehn. Zwischen 2002 und 2013 hätten dank Richtungstrennungen 41 Frontal- und Streifkollisionen und damit wohl 9 von 10 Toten verhindert werden können. Mit dem Einbau absenkbarer Mittelleitplanken könnte man die Sicherheit (verglichen mit der 2. Röhre) für weniger Geld stark erhöhen – und müsste dazu nicht noch 15 Jahre zuwarten! Zudem würden Mittel frei, um Verbesserungen an anderen ‚Unfall-Hot-spots’ zu erwirken und weitere Leben zu retten. Dank weniger Schwerverkehr auf der Strasse wird die Sicherheit zusätzlich begünstigt.

Kosten: Das (fehlende) Geld ist derzeit in aller Munde.  Ein effizienter Einsatz der Mittel ist daher umso wichtiger. Je nach Rechnungsart kommt die Alternative zur 2. Gotthardröhre eine bis drei Milliarden günstiger. Geld, das auch andernorts viel bewirken könnte. Ebenso pulverisiert eine 2. Gotthardröhre Milliardeninvestitionen in die NEAT.

Umwelt: Die zweite Röhre erschwert das Erreichen der klima- und energiepolitischen Ziele der Schweiz. Der Transport auf Schienen spart Energie und verringert den Ausstoss von div. Luftschadstoffen. Das erfreut Tiere, Pflanzen und Menschen.

Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, war meine neue Rezeptur anscheinend bekömmlich. Das freut mich. Viel Freude und positive Erlebnisse, gerade auch dank Ihrer Offenheit, Neugierde und Ausdauer, wünsche ich  Ihnen nun im 2016! Eine gesunde Portion davon – gepaart mit kritischem Hinterfragen – verhilft Ihnen und der ganzen Gesellschaft, sich weiter zu entwickeln. Danke!